Droga Pani Krystyno,
z radoscia przesylam Pani entuzjastyczny artykul o spektaklu „Danuta W.“ z niemieckiego dziennika DIE WELT - z dnia 21.12.2012.
Autor pisze m. in., ze:
- Krystyna Janda triumfuje w roli Danuty – zony Lecha Walesy na warszawskiej scenie.
- Czy to jest polska „Matka Courage“?
- Ta premiera byla byc moze najwazniejsza premiera warszawskiego sezonu.
- Najslynniejsza polska aktorka wciela sie w role pierwszej damy polskiego ruchu oporu.
Zycze Pani by w 2013 roku nie tylko dziennikarze z zagranicy umieli docenic Pani niewyobrazalna prace dla polskiej kultury.
Maciek
Die First Lady der polnischen Revolution
Der Weltgeist lag immer mit im Ehebett: Krystyna Janda triumphiert
Als Lech Walesas Ehefrau Danuta auf der Bühne in Warschau
Von Gerhard Gnauck
Foto: Karolina Wolf
Ist das die polnische "Mutter Courage"? Der Vergleich hinkt. Aber diese Premiere war vielleicht die wichtigste der Warschauer Saison: Die berühmteste Schauspielerin Polens verkörpert die First Lady des polnischen Widerstands. Krystyna Janda, die große Blonde, die Walküre der polnischen Bühne, weltbekannt dank den Filmen Andrzej Wajdas, gibt im "Teatr Polonia" im Herzen Warschaus das Monodram "Danuta W."
Sie spielt Danuta, die Bauerntochter, dann Ehefrau des Arbeiterführers, politischen Häftlings, Friedensnobelpreisträgers und nach 1989 Staatspräsidenten Lech Walesa. Ein großer polnischer Frauentag. Er fällt zusammen mit einem runden Geburtstag: Die Janda, die dieses Privattheater vor sieben Jahren gründete, ist am 18. Dezember 60 geworden.
Da steht sie auf der Bühne, grau in braun gekleidet, mit Schürze, aber doch auf Absätzen: Danuta W. (Krystyna Janda) streckt uns in der Eingangsszene eine Schüssel voller Äpfel entgegen. Acht Stück? Sie will uns nicht verführen. Acht Kinder hat sie geboren zwischen 1970 und 1985, die erste Geburt dauerte zwölf Stunden. "Ich habe nie an mich gedacht", verkündet sie programmatisch, "immer ging ich einen Schritt hinter ihm, so ist es bis heute." Er – das ist Lech Walesa, ebenfalls aus einfachen Verhältnissen stammend, ebenfalls der Provinz entflohen und in der Groß- und Hafenstadt Gdansk, dem früheren Danzig, aufgeschlagen.
Lech organisiert den großen Streik
Der spätere Gründervater der Solidarnosc-Bewegung ist die große Leerstelle auf der Bühne – wie auch im wirklichen Leben: Für die Familie fühlt er sich nicht zuständig. Das erste Kind ist zwei Monate alt, da kommen die Organe der Staatssicherheit zum ersten Mal, um ihn mitzunehmen. Er legt seiner Frau Ring und Uhr auf den Tisch mit dem Rat, wenn er nicht wiederkomme, solle sie das zu Geld machen. "Ich beschloss, nicht in Panik zu verfallen", sagt sie in dieser Szene, "das half immer". Walesa kommt zurück. Die Familie erlebt die relativ ruhigen Siebzigerjahre, laut Danuta W. "die besten in unserer Familie". Wenngleich ihr Mann wegen seiner oppositionellen Tätigkeit mehrmals den Arbeitsplatz verlor.
Inzwischen hat Danuta W. auf der Bühne die Äpfel geschält und schneidet sie, wie immer samstags im wirklichen Leben, um Apfelkuchen zu backen. "Nicht jeden Samstag, das konnten wir uns nicht leisten", korrigiert sie sich. Aber das Leben geht weiter, auch dank zweier großer Lottogewinne ihres Mannes. Sie hört keine Westsender, Lech erzählt ihr auch nicht, was er so treibt, und als er ihr befiehlt, auf der umgebauten Waschmaschine im Bad Flugblätter zu drucken, "da habe ich eben gedruckt und war froh, dass was los war".
Dann der August 1980, der große revolutionäre Rausch. Aber wieder kollidieren das Private und das Öffentliche: Lech soll zur Behörde gehen, um das gerade geborene sechste Kind zu registrieren, aber er geht statt dessen in die Lenin-Werft und beginnt, den großen Streik zu organisieren, der das kommunistische Regime erschüttern sollte. Fast über Nacht wird ihr Mann zur historischen Figur. Danuta W. klagt nicht; in diesem Augenblick lässt sie sich mitreißen, spürt in der Stadt eine Welle der Solidarität, die auch ihr persönlich gilt. Ungetrübte Nostalgie: "Ich will, dass der August sich wiederholt."
Krystyna Janda fühlt sich ein
Umso bitterer dann der Rückschlag, die Verhängung des Kriegsrechts, die Inhaftierung des Mannes. Damals, mit 35, bekommt Danuta die ersten grauen Haare. Ist es ein Trost, dass sie beide zwei Jahre später von Johannes Paul II. empfangen werden? Der Papst macht ihr Komplimente, sie sehe so jung aus. Darauf Lech Walesa: "Also was, soll ich sie nicht auswechseln?" Dem Papst verschlägt es fast die Sprache, am Ende bringt er hervor: "Pass auf, dass sie dich nicht austauscht."
Die Jahre nach 1989 sind nur noch Epilog. Walesa wird Staatspräsident – nicht die beste Rolle seines Lebens. Danuta W. spielt mit: "Ich habe mir Mühe gegeben. Ich habe meinen Mann und Polen würdig repräsentiert." Staatsbesuch in Washington – "außer an meine geschwollenen Beine kann ich mich an nichts erinnern". Neben den Worten "keine Panik" ist das der zweite Schlüsselsatz in ihrem Leben: "Ich kann mich nicht erinnern." Die Weltgeschichte rauscht an ihr vorbei; sie hat mit Haus und Kindern alle Hände voll zu tun.
Krystyna Janda, die sonst recht intellektuell wirkt, spielt Danuta W. als die, die sie war: Es gelingt dem Star, sich in die Rolle der einfachen Hausfrau hineinzufinden. Das Stück in der Regie von Janusz Zaorski ist die gelungene Fortschreibung der Autobiografie von Frau Walesa. Diese war vor einem Jahr unter dem Titel "Träume und Geheimnisse" erschienen, hatte sich 300.000 Mal verkauft und viel Staub aufgewirbelt.
Ovationen für zwei tapfere Frauen
Danuta Walesa trat damit aus dem Schatten ihres Macho-Mannes, der in ihrer Schilderung nicht gut wegkommt. Danuta selbst erscheint als die Gefangene der Geschlechterrollen: Sie hat der Diktatur die Stirn geboten, aber das Patriarchat hat sie nicht brechen können. Lech sei, sagt sie, die einzige Liebe ihres Lebens gewesen, heute sei sie "einsam, aber glücklich"; einsam, weil ihr Mann sie in den letzten Jahren doch noch ausgetauscht hat: Er sitzt jetzt ständig am Computer, hängt im Internet herum wie andere in der Kneipe.
Die Janda, die selbst die Autobiografie für die Bühne adaptiert hat, hatte sich vor der Premiere gewünscht, der Beifall des Publikums möge diesmal nicht ihr gelten, sondern der Heldin in der Wirklichkeit. Als der Vorhang fällt, als Danuta W. mit dem fertigen Apfelkuchen auf die Bühne tritt und ihn dem Publikum anbietet, gibt es lange, stehende Ovationen. Für Danuta, für Krystyna, wer wollte das trennen: für zwei tapfere Frauen, die im Sturm der polnischen Geschichte ihren Mann gestanden haben.
Die Welt, 21.12.2012